Bücherwurm mit Brille

Heute stelle ich bereits den fünften Teil vor. Wenn es in dem Tempo hier weiter geht, dann seid ihr die grausige Bildquali bald los 😀

Fröhlich tänzelt Natalie abends durch ihr Zimmer. Ganz sicher ist sie das glücklichste Mädchen auf der ganzen Welt. Wieso? Na weil sie Björn heute gefragt hat, ob er sie heiraten möchte und er hat nicht nein gesagt. Tief in ihrem Kopf wird eine Stimme weit weg gedrängt, die sagt: „Ja, hat er aber auch nicht gesagt!“. Nichts hat der kleine schüchterne Rotschopf dazu gesagt. Er hat nur gelächelt und später gemeint, dass seine Eltern bestimmt nicht wollen, dass er als Kind heiratet. Aber irgendwann wenn er groß ist, dann darf er das sicherlich. Ja, und da ist sich Natalie sicher, dann wird er sie heiraten und dann werden sie viele rothaarige Kinder bekommen.
Die Mütter der beiden „Fast-Verlobten“ haben sich auch schon angefreundet. Beide interessieren sich sehr für künstlerische Dinge und können sich lange und ausgiebig darüber unterhalten. Marta ist eher im Schreiben kreativ und Sandra mag das praktische Arbeiten lieber. Sie möchte sich jedoch mit Martas Hilfe auch mal an Schreibarbeiten versuchen und im Ausgleich wird sie Marta Malunterricht geben. Zudem ist sie sehr geschmeichelt, als die allein erziehende Mutter das Cover von Martas neuem Kinderbuch gestalten soll. Des weiteren belächeln beide die Hochzeitspläne ihrer Sprösslinge und sind froh, dass sie sich so gut in Melonien eingelebt haben. Björn sei richtig aufgeblüht, seit er auf Melonien lebt.

Kurz bevor Natalie und Björn aus der Schule kommt macht sich Marta auf den Heimweg. Sie möchte für ihre Herren etwas kochen, denn Peter ist der wohl mieseste Koch auf der Welt. Oder zumindest auf ganz Melonien.
Mit einem zutiefst getrübten Gesicht kommt Natalie schließlich von der Schule heim und gibt ihrer Mutter einen Brief. Weinend wirft sie sich auf die Hängematte im Wohnzimmer und vergräbt ihr Gesicht in den Kissen. Vorsichtig öffnet ihre Mutter den Brief und ist sehr ängstlich, was sie denn erwarten wird. Erleichtert ist sie, als sie Claras Mädchenschrift liest:
“Liebe Sandra, bei unserem heutigen Sehtest ist mir aufgefallen, dass Natalie womöglich eine Sehschwäche hat. Gehe am besten mal mit ihr zu einem Augenarzt…“
Sie überfliegt die nachfolgenden Zeilen nur und setzt sich zu ihrer Tochter. Die ihr nur entgegen schluchzt, dass Björn bestimmt kein hässliches Entchen mit Brille heiraten wird.Verzweifelt blickt Natalie abends noch mal in den Spiegel und bittet den lieben Gott, dass er doch machen soll, dass Clara nicht Recht hat und sie keine Brille braucht.

Dass Clara Recht hatte bestätigte am nächsten Tag ein Augenarzt auf dem Festland. In einer stressigen Prozedur suchten Sandra und ihre Tochter danach eine passende Brille. Die eine Brille war zu rund, die andere wiederum zu eckig, manche waren zu babyhaft und andere zu altmodisch. Die einzige Brille, die Natalie einigermaßen gefiel,
war ihrer Mutter aber zu teuer. Genervt kauft ihre Mutter eine ähnliche Brille. Der Optiker und ihre Mutter finden, dass Natalie mit dieser Brille noch schöner wirkt als zuvor, doch Natalie sieht in der Brille nur ein hässliches und störendes Ding. Traurig setzt sie sich mittags in den Garten und liest ein Buch. Wenn sie schon wie eine Brillenschlange aussieht, dann muss sie sich auch wie eine benehmen. Die netten Worte ihrer Mutter ignoriert sie gekonnt und fragt sich welcher Junge schon einen Bücherwurm mit Brille mögen wird? Keiner! Na, also.

Erst als es schon dunkel ist geht Natalie ins Haus. Ihrer Mutter möchte sie lieber nicht begegnen, denn statt zu lesen ist Natalie eingeschlafen und erst aufgewacht, als sie schon ganz hungrig war. Wieso hatte sie Mutter nicht geweckt? Mag sie ein Kind mit einer Brille nicht? Sie könnte es ja verstehen. Gerade als Natalie die Treppe zum Wohnzimmer hinaufsteigen wollte hörte sie ein Winzeln aus dem Atelier ihrer Mutter. Vorsichtig öffnet Natalie die Türe und ein kleines weißes Etwas huscht zwischen ihren Füßen vorbei.
“Das ist ein Hund!“ ruft Natalie voller Freude aus. Ihre Mutter kommt langsam die Treppe herunter und meint dabei, dass der Hund schon so lange auf die Schlafmütze mit dem Namen Natalie wartet. Stolz bestimmt Natalie, dass ihr Hundewelpe auf den Namen Wurmi getauft wird. Und eine Frau mit einem so süßen Hund will bestimmt jeder heiraten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert