Schlagwort: tod

die Wege der Liebe

Teil 31. Wow. Viel Vergnügen 🙂

„Wieso frühstückst du eigentlich immer noch bei uns?“ fragt Joseph zugleich besorgt und auch genervt seine große Schwester.
„Na deine Verlobte wohnt doch jetzt in meinem Haus!“ antwortet Dela vorwurfsvoll. Kann ihm doch egal sein, wieso sie hier frühstückt. Er sollte sich lieber Gedanken machen, denn seine Verlobte samt Kind wohnt jetzt in ihrem Haus.
„Ich will nicht so doof nachfragen,  ich wurde ja die ganzen Wochen hintergangen, doch irgendwie ist meinen Ohren zu hören gekommen, dass Melly da sowieso einziehen sollte!“
Dela schluckte. Ja, da hatte ihr Bruder recht, sie haben ihn hintergangen. Geschwister müssen sich nicht immer lieb haben. Melly und Bob haben sich aber mehr lieb als es Dela recht ist. Das hat sie genau an seinen Augen gesehen, als sie eine der letzten Umzugskisten vorbei gebracht hat. Nein, da wird Dela bestimmt nicht wohnen. Lieber bleibt sie bei ihrer gestörten Familie.
Das tat Dela dann auch und stellte fest, dass ihr Bruder gar nicht so schlimm ist, wie er manchmal tut. Sein Herz wurde gebrochen, so wie ihres auch, und sie hatten ein gemeinsames Feindbild: Melly.
Während Joseph dauernd zum Anwalt aufs Festland fuhr bezüglich des Sorgerechts um Hilde, verließ Dela so gut wie nie das Haus. Sie wimmelte jeden Anruf und jeden Besuch von Bob, der die Welt nicht mehr verstand, ab. Nur heute nicht, denn jetzt bekam sie Wehen und es war Zeit Bob über ihre Schwangerschaft in Kenntnis zu setzen. Sie griff zum Hörer, wählte seine Nummer und erstaunlich schnell nimmt Bob ab.
„Ich bin schwanger!“ meint Dela trocken. Keine Begrüßung nur die Wahrheit. Bob redet ununterbrochen, er redet ganz wirres Zeug, aber Dela hört sowieso nicht zu, denn sie hat eine weitere Wehe.
„Ich hasse dich!“ spricht sie mit letzter Kraft und legt den Hörer auf. Nein, hassen tut sie ihn ganz bestimmt nicht, aber niemals könnte sie zugeben, dass sie ihn über alles liebt. Immer noch.
Gerda war früher Krankenschwester und konnte ihrer Tochter gut bei der Entbindung helfen. Ein weiteres uneheliches Enkelkind war zwar nicht ihr Traum, aber als sie Emma das erste Mal auf dem Arm hatte war ihr das total egal.
Auch Carl ist hin und weg von der kleinen Emma. Gleichzeitig muss er aber auch daran denken, wann wohl seine andere Tochter, Gennifer, ihr erstes Kind auf die Welt bekommen würde. Dies versetzt ihm einen Stich, doch er schiebt den Gedanken weit weg und genießt den Augenblick mit Emma.
Dass Emma nicht Hilde ist, das war Joseph natürlich bewusst, doch für ihn war sie ein guter Ersatz. Bei ihr, auch wenn sie nicht seine Tochter sondern seine Nichte ist, will er alles richtig machen. Auch wenn er es offen nie zugeben würde, so sind ihm im Nachhinein einige Fehler aufgefallen, die er in der Vergangenheit begangen hat. In einer Woche ist die Gerichtsverhandlung wegen dem Sorgerecht für Hilde. Sämtliche Melonier müssen aussagen und sämtliche Melonier können Joseph nur bedingt leiden. Eine Träne kullert über seine Wangen und er gibt Emma einen Gute-Nacht-Kuss.
Im Schlafzimmer neben an schreibt Carl gerade einen Brief an seine Tochter Gennifer. Zumindest versucht er dies. Er weiß nicht wie er anfangen soll und hat bis auf „Liebe Gennifer“ noch nichts zu Papier gebracht. Carl ist verzweifelt und als er die dunkle Gestalt hinter sich bemerkt scheint alles hoffnungslos zu sein:  „Nein nein nein, das geht jetzt noch nicht. Ich muss den Brief zu Ende schreiben!“
Doch der Tod lässt nicht mit sich verhandeln.

Verwelkt

Eigentlich sollte ich ja was anderes machen, aber immerhin habe ich schon damit angefangen und überhaupt. Hier kommt Teil 29 und somit der erste Teil, der hier zuerst veröffentlicht wird und nachher dann auch im Simforum folgt. Spannend.

Es war so ein schöner Morgen. Der erste richtig warme Tag im Jahr. Melly und Hilde wollen zum Kaffee kommen und es gibt noch vieles vorzubereiten, aber was wäre ein Morgen ohne die Pflanzen? Im Schlafanzug und barfuß huscht Erna über den Hof, das Gras kitzelt an ihren Zehen. Sie war vertieft in die Arbeit als der Tod sie ereilte, doch Erna fand es nicht schlimm, nein sie war bereit und genau so wollte Erna schon immer sterben: Glücklich und umgeben von Pflanzen.
James entdeckte Erna wenige Minuten später, er wollte gerade Kaffee aufsetzen. Er rief nach den anderen mit letzter Kraft, dann sackte er zusammen. Robert rief schnell einen Rettungshubschrauber, doch James war sich sicher, dass dies nichts mehr ändern würde. Mit einem Lächeln im Gesicht und einem halbfertigen Blumenstrauß in der Hand lag seine Frau auf dem Boden. James war nicht nach lächeln zumute.
Mit Erna sind auch ihre Blumen gestorben. So sehr sich auch alle in den nächsten Wochen nach der Trauerfeier bemühten, die meisten Blumen lassen trotzdem den Kopf hängen. Clara ist ebenfalls sehr bedrückt und auch wütend. Wütend darauf, dass immer etwas zwischen ihr und dem Lehrerjob steht. Robert kümmert sich um die Kinder, Clara ist dazu nicht in der Lage. Sie selbst hat sich die Haare geschnitten und besprüht nun die Pflanzen und sieht das Kapital nur so verschwinden. Keiner kauft Blumensträuße, die den Kopf hängen lassen.
Robert macht seine Aufgabe gut, er lenkt Arielle immer wieder perfekt ab und ihr huscht sogar manchmal das ein oder andere Lächeln über die Lippen. Arielle war nicht nur Ernas erstes Enkelkind, sie war ihr auch am liebsten. So sehr Robert auch versucht Erna zu ersetzen, so fehlt sie doch an allen Ecken und Enden und das sonst so volle Haus wirkt oftmals leer.
Doch leer war es hier bestimmt nicht, denn Ernas Geist lebt noch immer, jedoch wurde nur Clara von diesem Geist heimgesucht. Es war schon spät am Abend, aber Clara wollte noch einmal nach den Tomaten schauen, die alle Flecken bekommen haben. „Alles macht ihr falsch!“ ruft der Geist in die dunkle Nacht. Clara ist beinahe das Herz stehen geblieben. Eine Träne kullert über ihre Wange und fällt auf eine Tomatenpflanze, von welcher sofort die Flecken verschwanden und auch der Geist war plötzlich nicht mehr zu sehen.